Zwischen Schwibbögen und Stollen: Winterzauber auf Erzgebirgs-Weihnachtsmärkten
Wer im Advent durchs Erzgebirge reist, merkt schnell: Weihnachtsmärkte sind hier keine bloßen Verkaufsflächen, sondern gewachsene Treffpunkte, die tief mit dem Alltag der Menschen verbunden sind. In den Altstädten von Annaberg-Buchholz, Freiberg, Schneeberg oder Schwarzenberg drängen sich die Stände eng aneinander, eingerahmt von Kirchen, Giebelhäusern und oft einem übergroßen Schwibbogen oder einer Weihnachtspyramide mitten auf dem Platz. Zwischen den Holzbuden mischen sich der Duft von Stollen, Räucherkerzen, Bratwurst und Mandeln, dazwischen erklingen Posaunenchöre oder Bergmannskapellen – oft ohne große Bühne, einfach so, weil es dazugehört.
Adventsstimmung zwischen Gassen und Schwibbögen
Jeder Weihnachtsmarkt im Erzgebirge hat seine eigene Klangfarbe und sein eigenes Tempo. Was sie verbindet, ist das Zusammenspiel aus Architektur, Licht und gelebter Tradition. Die Marktplätze sind selten austauschbare Kulissen: Sie liegen vor spätgotischen oder barocken Kirchen, zwischen historischen Bürgerhäusern, mit steilen Gassen, die in den Lichterglanz hinab- oder hinaufführen.
Wer am späten Nachmittag ankommt, erlebt den Moment, in dem sich das Tal mit Dämmerung füllt und gleichzeitig die ersten Lichterbögen in den Fenstern angehen. Dann wirkt der gesamte Ort wie eine einzige, große Weihnachtsdekoration – nicht inszeniert, sondern gewachsen.
Handwerk, das den Namen verdient

Was andernorts oft als „Handarbeit“ bezeichnet wird, ist im Erzgebirge vielfach noch im Wortsinn gemeint. An vielen Ständen stehen nicht nur Händler, sondern Menschen, die ihre Produkte selbst entwerfen, drehen, schnitzen oder bemalen – oder unmittelbar aus Familienbetrieben kommen, in denen diese Arbeiten stattfinden.
Wer genauer hinschaut, erkennt den Unterschied: Holzoberflächen sind glatt, aber nicht „totpoliert“. Die Bemalung wirkt lebendig statt perfekt maschinell. Kleine Unregelmäßigkeiten in Form und Farbe erzählen von echter Handarbeit statt von Fließbandproduktion.
Ein Schwerpunkt ist das klassische Holzkunsthandwerk:
- Schwibbögen mit fein ausgesägten Bergbau- oder Weihnachtsmotiven
- Pyramiden mit ein- oder mehrstöckigen Etagen
- kleine Engel und Bergmänner
- Krippenfiguren, Kerzenhalter, Fensterbilder
Viele Werkstätten haben ihren eigenen Stil – mal eher schlicht und naturbelassen, mal farbig und üppig bemalt. Auf den Märkten tauchen diese Handschriften wieder auf: ein bestimmter Grünton, eine charakteristische Form der Nussknackernase, eine typische Art, Falten in Röcken zu schnitzen. Wer mehrere Stände vergleicht, beginnt bald, einzelne Betriebe wiederzuerkennen.
Tradition und Moderne im Dialog
Neben der vertrauten Holzkunst finden sich andere, ebenso typische Handwerksformen: filigrane Klöppelspitzen, feine Stickereien, handgezogene Kerzen, Keramik aus kleinen Werkstätten, bedruckte Textilien mit traditionellen Mustern.
Oft erklären ältere Frauen geduldig, wie viele Stunden Arbeit in einem Spitzenläufer stecken, während jüngere Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker alte Motive in moderne Formen übersetzen: Schwibbögen mit klarer Linienführung, minimalistische Pyramiden, Räuchermännchen, die aussehen wie Hipster mit Mütze und Kaffeebecher.
So entsteht ein lebendiger Dialog zwischen Tradition und Gegenwart. Die Märkte werden zur Bühne, auf der sichtbar wird, wie sich eine gewachsene Handwerkstradition weiterentwickelt, ohne ihre Wurzeln zu verlieren.
Wenn der Weihnachtsmarkt zur Werkstatt wird
Besonders eindrucksvoll sind jene Momente, in denen sich Marktstände in kleine offenen Werkstätten verwandeln. An manchen Orten wird direkt am Stand geschnitzt, gedrechselt oder bemalt. Drechselbänke laufen, feiner Holzstaub liegt in der Luft, Kinder bleiben stehen und schauen fasziniert zu, wie aus einem unscheinbaren Stück Holz plötzlich eine Figur entsteht.
Diese Live-Momente erklären nebenbei auch die Preise. Wer einmal gesehen hat, wie viele Arbeitsschritte und wie viel Geschick in einem Räuchermännchen oder einem mehrstöckigen Schwibbogen stecken, begreift schnell: Hier kauft man kein Massenprodukt, sondern ein Stück regionaler Kultur in Holzform.
Die schönsten Weihnachtsmärkte im Erzgebirge – Einige Kurzportraits
Annaberger Weihnachtsmarkt (Annaberg-Buchholz)

Rund um die imposante St.-Annen-Kirche entfaltet der Annaberger Weihnachtsmarkt eine besonders dichte Atmosphäre. Herzstück ist die große Marktpyramide, umgeben von Ständen mit erzgebirgischer Holzkunst, Klöppelspitzen und regionalen Spezialitäten wie Stollen und Räucherkerzen.
Bläsergruppen, Bergmannskapellen und traditionelle Bergparaden setzen musikalische Akzente. In den engen Gassen rund um den Markt finden sich kleine Läden und Werkstätten, sodass sich der Besuch ideal mit einem Stadtbummel und Museumsbesuch verbinden lässt.
Öffnungszeiten: 28.11. – 23.12.2025, Sonntag bis Donnerstag 10.00 – 19.00 Uhr, Freitag & Samstag 10.00 – 20.00 Uhr
Veranstaltungsort: Marktplatz, 09456 Annaberg-Buchholz
Seiffener Weihnachtsmarkt

Im Spielzeugdorf Seiffen verschwimmt der Weihnachtsmarkt fast mit dem Ort selbst. Vor der markanten Bergkirche und entlang der Hauptstraße reihen sich Stände, Werkstätten und Läden aneinander. Besucherinnen und Besucher können in Schauwerkstätten zusehen, wie Nussknacker, Pyramiden und Räuchermännchen entstehen, bevor sie draußen bei Glühwein und Bratwurst weiterbummeln.
Das Angebot reicht von klassischer Holzkunst bis zu modernen Interpretationen erzgebirgischer Figuren, ergänzt durch Konzerte und kleine Veranstaltungen im Ort.
Öffnungszeiten: 28.11. – 21.12.2025, Montag bis Freitag: 11:00 – 17:00 Uhr, Samstag: 10:00 – 20:00 Uhr, Sonntag: 11:00 – 18:00 Uhr
Veranstaltungsort: Am Rathaus, 09548 Kurort Seiffen
Freiberger Weihnachtsmarkt

Der Freiberger Weihnachtsmarkt füllt den historischen Obermarkt der Silberstadt und verbindet Bergbaugeschichte mit Adventsstimmung. Zwischen Rathaus, Stadtpfarrkirche und Bürgerhäusern stehen Stände mit regionalem Handwerk, Stollen, Glühwein und deftigen Speisen.
Auffällig sind die Bezüge zum Silberbergbau, etwa in Form von Figuren, Motiven und Programmpunkten. Bläser, Chöre und kleinere Bühnenauftritte sorgen für ein abwechslungsreiches, aber nicht überladenes Rahmenprogramm. Ideal für alle, die Stadtgeschichte und Weihnachtsmarktbesuch kombinieren möchten.
Öffnungszeiten: 25.11. – 22.12.2025, Montag bis Donnerstag: 10:00 – 20:00 Uhr, Freitag – Samstag: 10:00 – 22:00 Uhr, Sonntag: 10:30 – 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: 09599 Freiberg
Schneeberger Weihnachtsmarkt

In der Bergstadt Schneeberg liegt der Weihnachtsmarkt stimmungsvoll rund um die St.-Wolfgangs-Kirche und den Markt. Wenn am späten Nachmittag die Lichter an den Fassaden und in den Fenstern der umliegenden Häuser aufleuchten, schieben sich die Menschen bei Stollen, Bratwurst und Glühwein dicht aneinander.
Besonders prägend sind die bergmännischen Traditionen, etwa in Form von Bergparaden, Musikgruppen und Figurenmotiven. Der Markt wirkt bodenständig, mit starkem Fokus auf regionales Handwerk und Vereine.
Öffnungszeiten: 28.11. – 22.12. 2025, Montag bis Donnerstag: 11:00 – 19:00 Uhr, Freitag – Samstag: 11:00 – 20:00 Uhr, Sonntag: 11:00 – 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: 08289 Schneeberg
Schwarzenberger Weihnachtsmarkt

Der Schwarzenberger Weihnachtsmarkt erstreckt sich über die romantische Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, unterhalb von Schloss und St.-Georgen-Kirche. Durch die Hanglage ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Lichtermeer der Stände.
Das Angebot reicht von Holzkunst und Textilien bis zu regionalen Speisen und Getränken. Musikalische Beiträge von Chören und Bläsern, Auftritte lokaler Vereine und ein eher ruhiges, traditionelles Programm prägen die Atmosphäre. Ideal für alle, die es authentisch und nicht zu laut mögen.
Öffnungszeiten: 5.12.-14.12.2025, Montag bis Sonntag: 11:00 – 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: 08340 Schwarzenberg/ Erzgebirge
Weihnachtsmarkt in Olbernhau
In Olbernhau, bekannt als „Stadt der sieben Täler“, liegt der Weihnachtsmarkt inmitten einer typischen Erzgebirgsstadt-Kulisse. Neben klassischer Holzkunst und kulinarischen Angeboten spielt hier oft das Vereinsleben eine große Rolle: Viele Stände werden von lokalen Initiativen und Handwerksbetrieben betrieben.
Ergänzend lohnt ein Abstecher in das benachbarte Gelände der Saigerhütte oder in Schauwerkstätten, die Einblick in traditionelle Arbeitsweisen geben. Der Markt eignet sich gut für Familien und alle, die es überschaubar und gemütlich mögen.
Öffnungszeiten: 28.11.- 14.12. 2025, Sonntag bis Donnerstag von 12:00 Uhr bis 19:00 Uhr, Freitag bis Samstag von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: Rittergut 5, 09526 Olbernhau
Marienberger Weihnachtsmarkt

Der Marienberger Weihnachtsmarkt profitiert von der besonderen Stadtanlage mit ihrem großen, rechtwinkligen Marktplatz. Vor dem Rathaus reiht sich eine Vielzahl von Buden mit Holzkunst, Keramik, Textilien und regionalen Speisen.
Durch die offene Platzsituation wirkt der Markt weitläufig, verliert aber dank der stimmungsvollen Beleuchtung nicht an Gemütlichkeit. Regelmäßige Musikbeiträge, Auftritte von Chören und kleine Aktionen für Kinder ergänzen das Angebot. Ein Besuch lässt sich gut mit einem Rundgang durch die historische Altstadt verbinden.
Öffnungszeiten: 26.11. – 21.12.2025, Sonntag bis Donnerstag | 11:00 bis 19:00 Uhr, Freitag und Samstag | 11:00 bis 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: 09496 Marienberg
Kurort Oberwiesenthal – Bergstadt-Weihnachtsmarkt
In Oberwiesenthal, am Fuß des Fichtelbergs, verbindet der Weihnachtsmarkt Bergstadtflair mit Wintersportatmosphäre. Zwischen Kirche, Geschäften und kleinen Plätzen stehen Buden mit Holzkunst, Souvenirs und regionalen Spezialitäten.
Besonders reizvoll ist die Kombination aus Marktbesuch und winterlichen Aktivitäten: Ein Abstecher auf den verschneiten Fichtelberg, eine Fahrt mit der Schwebebahn oder eine Runde Langlauf lassen sich gut einplanen. Der Markt selbst bleibt überschaubar, punktet aber mit gemütlicher Stimmung und schönen Ausblicken.
Öffnungszeiten: 28.11. – 04.01.2025, Montag bis Donnerstag in der Zeit von 11:00 – 20:00 Uhr, Freitag bis Sonntag in der Zeit von 11:00 – 21:00 Uhr
Veranstaltungsort: Marktplatz, 09484 Oberwiesenthal
Anzeige
Weitere Weihnachtsmärkte im Erzgebirge
Augustusburg, Männelmarkt, 13.12. – 14.12. 2025
Bärensteiner Thomasmarkt, 13.12. – 14.12. 2025
Brand-Erbisdorf, Stollenmarkt, 5.12. – 7.12.2025
Frauenstein im Erzgebirge, Weihnachtsmarkt, 6.12. – 7.12. 2025
Geyer, Weihnachtsmarkt, 20. und 21.12.2025
Johanngeorgenstadt, Schwibbogenfest, 13.12.-14.12.2025
Lauenstein, Weihnachtsmarkt, 14.12.2025
Saydaer Weihnachtsmarkt, 20.12.-21.12.2025
Anzeige
Fotos: (c)StockPixstore – Fotolia; (c)Photo-SD – stock.adobe.com; © )Foto-Riegel – stock.adobe.com; (c)eyetronic – stock.adobe.com; (c) LianeM – Fotolia















